Januar 2018, Hamburg

„Lieber Leser, wenn du und ich in einem Kreis von Menschen auf der Prärie säßen und wenn ich dann in die Mitte des Kreises eine bemalte Trommel und eine Adlerfeder legte, so würde jeder von uns diese Objekte verschieden wahrnehmen. Unsere Sicht von ihnen würde sich verändern, je nach der Position, die wir im Kreis innehaben, von denen jede für sich einmalig ist.“

aus: Hyemeyohsts Storm,
„Seven Arrows“

aus dem Katalog:

„Wäre es nicht wunderbar, wenn wir dort je hingelangen könnten, an diesen ‚Ort‘, wo zwei Welten sich begegnen? Das Aufeinandertreffen, die Berührung der Erde mit dem Himmel live erleben? Die Ausstellung ‚Horizonte‘ spielt mit dieser faszinierenden Grenzlinie, die unseren Blick magisch anzieht und uns gleichzeitig bewusst macht, dass sie stets Sehnsuchtsort bleiben wird.
Für die Künstlerin Marianne Marbach ist das Verweilen oder Wandern am Meer wichtige Inspirationsquelle. Beim Schauen in die Weite, hin zu dieser magischen Linie zwischen Wasser und Himmel, gelingt es ihr leichter als andernorts, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Der Blick auf den Horizont ist vertraut und doch immer wieder neu. Er fasziniert sie und hat sie neugierig gemacht, und so begann sie, diese Faszination in Bilder umzusetzen. ‚Horizonte‘ sind also seit einiger Zeit schon Thema in ihrem Atelier.
Beim Malen ereignet sich für sie oft etwas Besonderes: (erst) durch das Malen stellt sich heraus, was Begegnungen oder Beobachtungen, die sie bewegen, ihr wirklich bedeuten. Es ist ein Prozess des Wandelns: indem die Bilder sich immer weiter von der Illustration entfernen, sich auf einen Kern reduzieren, kommt sie der Essenz auf die Spur. ‚Weite und Unerreichbarkeit, Kontinuum und Grenze, aber auch Ordnung und Orientierung — das Sinnbild des Horizonts bringt in mir etwas zum Klingen. Ich erfahre, wie ich in der Welt bin.‘
In den Bildern, die seit einem Jahr entstanden sind, kann der Betrachter auf eine Entdeckungsreise gehen: er kann in diesen Grenzbereich der Welten eintauchen. Er kann Nähe und Distanz probieren, er kann sich in Beziehung zum Horizont setzen. Er kann den Raum zwischen sich und dem Horizont erkunden und wirken lassen. Und wird womöglich feststellen: es gibt ihn doch, den Ort, wo zwei Welten sich begegnen.“